Beschreibung
Interferon‑β (IFN‑β)
Definition: IFN‑β ist ein Typ-I-Interferon mit 166 Aminosäuren, das ursprünglich als antivirales Zytokin entdeckt wurde. Es ist der Goldstandard in der MS-Therapie und hat komplexe immunmodulatorische Eigenschaften.
Pathomechanismus: IFN‑β bindet an den IFNAR1/IFNAR2-Rezeptor und aktiviert den JAK/STAT-Signalweg, was zur Expression von über 100 Interferon-stimulierten Genen (ISGs) führt.
Wirkungsweise:
- Th1→Th2-Shift: Reduktion proinflammatorischer Th1-Zytokine, Förderung anti-inflammatorischer Th2-Antworten
- Blut-Hirn-Schranke: Stabilisierung der BBB, reduzierte Leukozyten-Infiltration
- Antigen-Präsentation: Modulation der MHC-Expression auf APCs
- T‑Zell-Apoptose: Selektive Elimination autoreaktiver T‑Zellen
- Regulatorische Zellen: Förderung von Tregs und regulatorischen B‑Zellen
- Remyelinisierung: Oligodendrozyten-Proliferation stimulieren
Therapeutische Anwendungen:
- Multiple Sklerose: Schubrate reduzieren, Behinderungsprogression verlangsamen
- Clinically Isolated Syndrome: Konversion zu definierter MS verzögern
- Neuromyelitis optica: Off-label bei bestimmten Subtypen
- Autoimmune Enzephalitis: Experimentelle Anwendung
- Behçet-Krankheit: Neuroinflammation bei neuro-Behçet
Klinische Relevanz: IFN‑β ist etablierte MS-Therapie mit über 25 Jahren klinischer Erfahrung. Wirkmechanismus ist komplex und nicht vollständig verstanden.